Das Ausstellungsprojekt Sigismundkapelle im Thon-Dittmer-Palais lädt in Kooperation mit der REGENSBURGER KURZFILMWOCHE unter dem Jahresmotto „anderswo/ somewhere else" zu codexnepa von Kristin Brunner ein.


Einladung zur Vernissage
am Donnerstag, 3. März 2011 um 19.30 Uhr

Einführung: Peter Reill, Kunstbüro reillplast-München
Ausstellungsdauer: 4. bis 23. März 2011

Sigismundkapelle im Thon-Dittmer-Palais
Haidplatz 8, 93047 Regensburg

Öffnungszeiten
Mi–Fr: 17.00–19.00 Uhr
Sa: 11.00–16.00 Uhr



Begrüßung

Guten Abend meine Damen und Herren, auch ich begrüße Sie ganz herzlich zur Vernissage von Kristin Brunner.

Das Ausstellungsprojekt Sigismund-Kapelle im Thon-Diettmer-Palais zeigt in Kooperation mit der Regensburger Kurzfilmwoche unter dem Jahresmotto
"anderswo - somwhere else" die Ausstellung codexnepa von Kristin Brunner.

Kristin Brunners anderswo ist das Jenseits, die Unterwelt. Dabei zeugen ihre Arbeiten von einem Umgang mit dem Thema Tod und Sterblichkeit, der aus Lateinamerika stammt und der so ganz anders ist, als wir es in unserem Kulturkreis gewohnt sind: nämlich vergnüglich, bunt und im wahrsten Sinne des Wortes - zuckersüß.

Kristin Brunner wurde 1970 in Mexico City geboren und verbrachte ihre Kindheit in Mexiko, den USA und Deutschland, bevor sie sich in München dem Studium der Ethnologie und der Kunst widmete. Ihr Studium an der Akademie der Bildenden Künste München schloss sie als Meisterschülerin ab und realisierte seither zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen.

Kristin Brunners jüngste Arbeiten knüpfen immer wieder an ihre mexikanischen Wurzeln an. Sie spielen mit kulturell geprägten, landestypischen Bildern und entwerfen dabei ganz eigene Geschichten, die sich - wie hier - vor allem um den mexikanischen Totenkult zu Allerheiligen, den "Dia de los Muertos" drehen.

An diesem Feiertag kommen gemäß der Überlieferung alljährlich die Toten zu Besuch. Sie werden am Friedhof, der als Schleuse oder als Bahnhof zum Jenseits gesehen wird, mit ihren Lieblingsspeisen und Geschenken begrüßt, die auf bunten Altären präsentiert werden. Ausgelassene Feierlichkeiten machen aus diesem, für Europäer eher traurigen und stillen Anlass, ein lebensbejahendes, fröhliches Fest für die Lebenden und die Toten.

So heißt „Nepa“ auf Nahua, der Sprache der Azteken, dort - eben nicht hier.
Die sogenannten "codices" hingegen bezeichnen die aztekischen bildschriftlichen Chroniken. Mit Hilfe von drei digitalen Animationen wird eine Jenseitsvorstellung beschrieben, die natürlich von klassischen Jenseitsvorstellungen des vorkolonialen Mittelamerikas geprägt ist. Doch sind die vielen Details Kristin Brunners eigener Fantasie- und Erinnerungswelt entsprungen.

Die Erzählungen handeln von Felizia, einem Kinderskelett. Sie hat gerade die Schwelle des Todes übertreten und muss sich selbst noch in der neuen Umgebung zu Recht finden, so wie der Betrachter. Sie bekommt Hilfe von Munte, dem bunt-geflügelten Begleiter der Toten, und trifft bald auf die freche Luzzia und ihre bizarre Band – tot wie sie selbst und trotzdem quicklebendig.

Die körperlosen Figuren aus dem digitalen Totenreich finden ihre Konkretisierung in - zumindest theoretisch essbaren - Zuckerskulpturen, den handgefertigten Sugar Skulls, wie sie an Allerheiligen traditionsgemäß dargeboten werden.

Zudem ist die zuckergefertigte Piñata zu nennen, auf der der Tod reitet. Traditionell sind Piñatas bunt gestaltete Gefäße, die an Kindergeburtstagen oder zur Weihnachtszeit mit Früchten und Süßigkeiten gefüllt werden. Es gehört zum großen Festtags-Vergnügen, diese Piñatas aufzubrechen und sich über deren süßen Inhalt herzumachen.

Letzteres soll hier natürlich nur mit den Augen geschehen und in diesem Sinne wünsche ich Ihnen nun allen einen interessanten und inspirierenden Abend mit der Ausstellung.

Peter Reill