Ausstellungskatalog 2003
Text: Elisabeth Hartung

Peter Reill verabschiedet den traditionellen Werk­begriff und stellt seine Firma reillplast vor. reillplast produziert perfekt hergestellte plastische Objekte, sinnlich und leuchtend bunt. Arbeiten für den öffentlichen Raum, für verschiedenste Orte. reillplast ist die ideale Plattform für unterschiedliche Aufgaben des zeitgenössischen Künstlers als Dienstleister, der sich aus dem white cube verabschiedet hat. Stattdessen entwickelt er als künstlerischer Unternehmer Marketing-Strategien, untersucht das Rezeptions­verhalten des Publikums und reagiert flexibel auf die vielfältigen Strömungen des Kunstbetriebs.
Zwei Unterabteilungen gibt es bereits bei reillplast. reilltouring kümmert sich um die plastischen Arbeiten verschiedener Themen­bereiche, die sich an vielerlei Orten einnisten (www.reilltouring.de), Reillorama deckt den erotischen Teilbereich ab und konzipiert und realisiert zweideutige Plastiken und Installationen (www.reillorama.de). Die begehrliche Schlüpfrigkeit dieser Sektion läßt am pointiertesten den hintersinnigen Humor des Firmenchefs zutage treten und macht deutlich, daß sich hier Kunst und Einzelwerk nicht zu wichtig nehmen. Stattdessen vermag Kunst als komplettes Konzept sehr wohl auf heutige Marketing-Strategien der Wirtschaft wie auch auf parallele Prinzipien des Kunstmarktes zu verweisen, indem sie sich in ein der Wirtschaft entlehntes Outfit einer perfekt gestylten, strengen Corporate Identity kleidet und stets bestrebt ist, sich auf dem Markt in höchstmöglichem Niveau zu halten. Im Ausstellungskontext tritt reillplast in der Regel wie in einer Messehalle auf, mit einem Empfangstresen und dem obligatorischen Mobiliar, auf dem die verschiedensten Produkte vorgestellt werden.