07.02.2000, Münchner Neueste Nachrichten

Michael Grill

 

 

Die Einladung klang sehr verlockend: "Vorbesichtigung des neuen Hallenbads U Pool". Ein "Erlebnisbad für die ganze Familie", das  "anstelle der bisherigen Kunstgalerie der Akademie der Bildenden Künste" entsteht. Wo? In der U-Bahnstation Universität, Ausgang Nord, Sperrengeschoss. Dazu ein Faltblatt mit Lageplan, Tarifen und Öffnungszeiten, perfekt layoutet im Stil der Stadtwerke-Informationen. Doch leider, leider wird nichts aus dem "entspannenden Wasserplätschern" mitten in der Hektik einer U-Bahnstation.
Zwar ist das Ganze bei genauerem Hinsehen als Aktion der Kunstakademie zu durchschauen, doch auch als Kunstwerk wäre ein kleiner, aber öffentlicher Pool in der U-Bahn sicher gut angekommen. "Es ist trotzdem ein Fake", sagt Jutta Tätzmen-Siegel, Specherin der Kunstakademie, also eine Art Scherz, der durch künstlerischen Willen und Konzept geadelt wird. Peter Reill ist der Urheber, demnächst wird er zu Besichtigung seiner "Pool-Baustelle" bitten. Studenten der Akademie hatten jüngst schon einmal die Wunschwelt ihrer Mitbürger vorgeführt: Damals stand eine „Bautafel" vor der Hochschule, die vom Entstehen einer "Luxus-Seniorenwohnanlage mit herrschaftlichem Ambiente" in dem Gebäude kündete. In kürzester Zeit meldeten sich viele Interessenten, die tatsächlich dort einziehen wollten.